Am nächsten Morgen, nachdem wir unseren Wasservorrat in der grauen Bucht aufgefüllt und mit Delphinen gespielt hatten, setzten wir einen Kurs gen Norden zu den Ayu Inseln. Diese winzige Inselgruppe wird nur äußerst selten von Seglern besucht. Die uns zur Verfügung stehenden Aufzeichnungen, vermerkten in den letzten 10 Jahren nur einen einzigen Besuch zwei Jahre vorher. Wir würden diese Inseln innerhalb von 10 Jahren also erst als zweites Boot überhaupt besuchen und wir sollten schon bald heraus finden woran das lag.
[/vc_column_text][vc_row_inner][vc_column_inner][vc_single_image image=”3032″ img_size=”full” alignment=”center” onclick=”link_image”][/vc_column_inner][/vc_row_inner][vc_row_inner][vc_column_inner][vc_column_text]Langeweile an Bord
Die Überfahrt begann in den frühen Morgenstunden und zog sich in die Länge. Sie gab uns eine gute Vorstellungen des Gefühls auf einem kochenden Deck mitten im sonnendurchtränkten Ozean zu sitzen. Schwitzend, tränend und nichts zu tun. Die einzige Ablenkung, das Links und Rechts – Auf und Ab des Bootes gegen den Horizont. Eingeschlossen im endlosem Blau von Meer und Himmel, Himmel und Meer untrennbar verschmolzen.
Wenigstens, und als kleine Ablenkung, legten wir eine Angelleine aus. Als Schleppleine hinter das Boot gelegt und oberflächennah, zielt dieser Köder auf große ozeanische Räuber. Aber die guten wirkten genauso gelangweilt und erschlagen von der Hitze wie wir.
Ich verbrachte den größten Teil meines Tages in der leichten Brise, im Schatten der Fock auf dem Vordeck, während ich Alexander Kents Geschichten über Richard Bolitho las; Abenteuer in der britischen Marine zur Zeit der Piraten und Kriege gegen Franzosen und Spanier. Sehr geniale Reiseliteratur auf so einem Segelboot mitten im Ozean.
Ich saß dort ohne T-Shirt fast den gesamten Morgen und es hätte nicht schlimmer kommen können. Bereits am Nachmittag, sah ich aus wie ein frisch gekochter Helgoländer Hummer. Das Laken meiner Koje verwandelte sich in dieser Nacht in Schmirgelpapier. Schatten verhindert keinen Sonnenbrand!
Hochseefischen
Am Nachmittag, während die Inseln von Ayu langsam über den Horizont krochen, fragte Claudia mit der Angelleine in der Hand: Wie man eigentlich wüsste, ob man einen Fisch gefangen hat? In Erwartung eines riesigen, aus dem Wasser springenden Schwertfisches, rannte ich zum Heck. Meine Augen bohrten sich zwischen die Wellen. Ein Kampf auf Leben und Tod. Doch nichts, nichts als ruhiges Wasser. Aber warum hatte sie dann gefragt?
David war da praktischer veranlagt und bat sie die Leine einfach mal einzuholen. Noch während sie zog, sahen wir bereits einen grün-goldenen Schimmer der immer wieder knapp unter die Oberfläche kam, um sofort wieder zu verschwinden. Wir hatten tatsächlich einen Fisch gefangen ohne es überhaupt zu merken. Zwei Minuten später war der Fisch auch schon an Deck. Und was für ein Fisch das war, ein gut 1,3m langer Mahi Mahi, im englischen auch bekannt als Delphinfisch. Er brachte uns eine willkommene und gesunde Abwechslung in unserer sonst eher eintönigen Diät aus Sandwiches und Tütensuppen. Und weil der Fisch so frisch war, zauberte uns Claudia ihre Version eines südamerikanischen Ceviche – ein Salat aus rohem Fisch in frischem Limonensaft. Ein Gedicht, mein Tag war perfekt.
Als ich die Fotos von David beim Ausnehmen des Fisches machte, fühlte ich mich in die Urlaube meiner Kindheit in Griechenland zurück versetzt; in die Zeit als mein Vater von seinen Harpunierausflügen zurück kam und mir seinen Fang zeigte. Die exotischen Farben und Formen der Fische klebten mich förmlich an seine Seite und hielten mich dort gebannt bis er fertig war. Die Fische waren ein Füllhorn an Wundern aus glitzernden Eingeweiden, leuchtenden Gonaden und meine Verwunderung in ungeahnte Höhen treibende, schimmernde Schwimmblasen.
Es gibt unendlich viele Gründe Meeresbiologie zu studieren. Meine Entscheidung viel im Anblick glitzernder Eingeweide, pinkem Schaum und den Einsiedlerkrebsen der griechischen Küsten.
Ein unvergesslicher Sonnenuntergang
Wir ankerten in der geschützten Lagune von Ayu, während die Sonne begann den Himmel zu färben. Anbetracht der Satellitenaufnahmen, die wir noch vor unserer Abreise aus Sarong studierten, verbanden wir große Erwartungen mit dem Schnorcheln innerhalb der Bucht. Leider wurden wir bitter enttäuscht. Schon beim Ankern wurde uns klar, dass die Sichtweite im trüben Wasser keine 4 Meter überstieg. Laut David und Sherry ein Phänomen, das sie bereits häufig in den Lagunen pazifischer Atolle beobachtet hatten.
[/vc_column_text][vc_row_inner][vc_column_inner][vc_single_image image=”3047″ img_size=”full” alignment=”center” onclick=”link_image”][vc_single_image image=”3048″ img_size=”full” alignment=”center” onclick=”link_image”][/vc_column_inner][/vc_row_inner][vc_row_inner][vc_column_inner][vc_column_text]Es besuchte uns ein Fischer, der gerade nach Hause fuhr. Er kaute zufrieden seine Beetelnuss und lächelte uns mit roten Zähnen an. Sein Fang war eher bescheiden, was uns dazu veranlasste ihm die Überreste unseres Mahi Mahi zu schenken. Die Gräten und der große Kopf boten die Grundlage für eine überragende Fischsuppe. Die Konversation begrenzte sich auf ein absolutes Minimum und war entsprechend kurz. Wir entschieden uns schlicht die Insel am nächsten Tag selbst zu besuchen.
In diesem Moment fing ohnehin der Sonnenuntergang an, uns in seinen Bann zu ziehen. Routinemäßig richteten wir uns mit Getränken und Stühlen auf dem Vordeck ein. Die folgende halbe Stunde schloss uns in einem intensiven, gelb-orangenen Licht ein, wie ich es noch nie gesehen hatte. Es war nicht klar, ob der Himmel eine Tüte Orangensaft über sich gekippt hatte, oder ob er an einer seltenen Krankheit litt. In jedem Fall breitete sich mit dem Licht zusammen eine andächtige Stille auf dem Deck aus. Sie füllte meine Kamera mit Bildern und unsere Herzen mit Bewunderung. Pure Magie.
Darüber hinaus bereitete es die perfekte Bühne und Stimmung für unseren Besuch der Insel am folgenden Morgen. Bis nächsten Samstag 😉